Die zunehmende Digitalisierung in der Medizin und der Einsatz künstlicher Intelligenz in der Diagnostik bieten viele neue Ansätze, Krankheiten frühzeitig und sicher zu erkennen und Therapien optimal zu begleiten. Die personalisierte Medizin erfasst dabei die biologischen und Lebensstilfaktoren der Patient*innen und leitet hieraus den Weg zu maßgeschneiderten Therapien ab. Zukünftig wird es also möglich sein, bereits vor Beginn der Behandlung das für die jeweilige Person optimale therapeutische Verfahren auszuwählen. Die bestmögliche Verträglichkeit und sogar Veranlagungen werden dabei automatisch berücksichtigt! So kann Patient*innen nicht nur schneller zu einer geeigneten Therapie verholfen, sondern zugleich das Gesundheitswesen effizienter gemacht werden.
Doch was für die Patient*innen so vielversprechend scheint, geht mit Erklärungsbedarf für alle Seiten einher. Wie kann also Pharma als Bindeglied zwischen Healthcare-Professionals (HCPs) und Betroffenen aufklären, um das volle Potenzial dieser Therapieform zu entfalten?
Was ist eigentlich „personalisierte Medizin“?
Der Begriff „personalisierte Medizin“ wird seit einigen Jahren verwendet und beschreibt einen Paradigmenwechsel in der Medizin. Informationen über die Gene oder auch bestimmte Proteine einer Person werden genutzt, um Krankheiten zu diagnostizieren, zu behandeln oder diesen sogar vorzubeugen. So kann nicht nur die Diagnose konkretisiert, sondern auch die gesamte Behandlung optimiert werden. Bisher wird diese Form der Therapie unter anderem häufig bei Krebserkrankungen eingesetzt. Hierbei werden z.B. die spezifischen Informationen über den Tumor einer bzw. eines Betroffenen gezielt genutzt, um eine Diagnose zu stellen und die Behandlung zu planen. Zudem kann so auch herausgefunden werden, wie gut diese anschlägt oder wie die Prognose aussieht. Beispiele hierfür sind gezielte Therapien zur Behandlung bestimmter Arten von Krebszellen wie z.B. HER2-positiver Brustkrebszellen. Auch die Bestimmung von Tumormarkern zur Unterstützung der Krebsdiagnose generell ist ein Vorgang der personalisierten Medizin. So werden schon heute Frauen, die an Brustkrebs erkrankt sind, nur dann mit dem Wirkstoff Herceptin behandelt, wenn die Tumore ein bestimmtes genetisches Merkmal aufweisen. Die Bedeutung und die Einsatzmöglichkeiten von Tumormarkern im klinischen Alltag sind noch Gegenstand zahlreicher Studien. Der PSA-Test bei Prostatakrebs (Prostatakarzinom) wird jedoch schon regelmäßig angewendet. In diesem Test wird dabei die Menge an „Prostata-spezifischem Antigen“, kurz PSA, im Blut bestimmt.
Erhöhter Aufwand für HCPs vs. größerer Nutzen für Patient*innen? Aufklärung is key!
Frei nach dem Motto „Was ein HCP nicht kennt, das verschreibt er oder sie nicht!“, gilt es, wie bei jeder neuen Therapieform auch, Aufklärung zu betreiben. Doch wie? Auf Pharmaseite müssen dafür erst einmal die relevanten Departments wie Patient Services, Marketing, Compliance, Drugsafety, Legal und Equality an einen Tisch gebracht werden. Genauso wichtig ist es, direkt mit den Stakeholdern des Programms, Ärzt*innen, medizinischen Fachangestellten (MFAs) sowie Selbsthilfegruppen und Verbänden, aber natürlich auch den Angehörigen und Patient*innen selbst zusammenzuarbeiten. Durch ihre Beteiligung wird die Behandlung mit personalisierter Medizin, die Aufklärung dahingehend und der Verschreibungsprozess unmittelbar an seinen zukünftigen Nutzer*innen orientiert. Sind zudem die Ansprüche von Ärzt*innen und MFAs mitbedacht, werden diese es ihren Patient*innen später auch eher empfehlen. Ob per E-Mail, mithilfe eines HCP-Portals, per Messenger, Videotelefonie oder Webchat: Pharmaunternehmen sollten bei der Aufklärung auf Omni-Channel-Lösungen setzen, um den Informationszugang möglichst barrierefrei für alle Parteien zu organisieren. Wichtig hierbei jedoch: Die Ansprache muss kanalübergreifend und vor allem präferenzorientiert stattfinden! Eine personalisierte Customer Journey bietet Pharmaunternehmen die Möglichkeit, einen echten und vor allem nachhaltigen Wert in der Kommunikation zu schaffen. Dies kann allerdings nur gelingen, wenn die gewählten Kanäle von der Zielgruppe gewollt sind und einen echten Mehrwert bieten.
Begleitung von Patient*innen
Doch nicht nur in der Kommunikation mit Healthcare-Professionals gibt es bei personalisierter Medizin viele Fragen, die es zu beantworten gilt. So stellt beispielsweise eine Krebsdiagnose die Welt der Betroffenen komplett auf den Kopf und nach dem ersten Arztbesuch herrscht oft Unsicherheit. Patientenmanagement-Programme schließen genau diese Lücke und bewähren sich insbesondere bei erklärungsbedürftigeren Behandlungen. Speziell ausgebildete Nurses bleiben dabei an der Seite von Erkrankten, unterstützen diese intensiv und steigern so aktiv die Adhärenz der Therapien. Sie richten sich dabei vollends nach den individuellen Bedürfnissen: Manchmal finden die Gespräche im Wochen-Rhythmus statt, andere nur einmal im Monat, bei akuten Erkrankungen oder aufwendigeren Behandlungen bis zu zweimal die Woche. Neben der Beziehung zu den Patient*innen selbst wird auch der regelmäßige Kontakt zu den Ärzt*innen gewährleistet, sodass beispielsweise Änderungen im Therapieplan immer Berücksichtigung finden. So wird die Kommunikation zwischen allen Parteien intensiviert und gleichermaßen verbessert.
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Fazit
Neue Therapieform mit Aufklärungsbedarf
Personalisierte Medizin nutzt alle bekannten Potenziale der Digitalisierung und Wissenschaft. Das Beste, was man als Pharmaunternehmen also mit dieser neuen Therapieform erreichen kann, ist, dass Ärzt*innen diese als Gold-Standard ansehen und den ggf. vorhandenen Mehraufwand in der Beratung oder der Behandlung für ihre Patient*innen auf sich nehmen. Für aufkommende Unsicherheiten beispielsweise zur Behandlung selbst, zu Wechselwirkungen oder ausbleibenden Verbesserungen, aber eben auch zu alltäglichen Themen, gilt es sowohl für Patient*innen als auch HCPs Aufklärungsmechanismen zu schaffen. Ein perfekt aufeinander abgestimmtes Omni-Channel-Orchester kann hier helfen, eine nachhaltige, aber insbesondere relevante Beziehung aller Parteien aufzubauen und zu festigen. Die vermittelten Botschaften müssen dabei exakt auf die individuellen Ansprechpartner*innen zugeschnitten werden, sodass diese sich im stressigen Alltag effizient informieren können. Zudem können Patientenmanagement-Programme als Ergänzung zur Therapie unterstützen. Diese setzen da an, wo der Arzt bzw. die Ärztin im stressigen Klinikalltag keine Zeit für ausführliche Absprachen hat. Geschulte Nurses klären auch weiterführende Fragen, die mit der Krankheit in Verbindung stehen können, wie beispielsweise zu Ernährung, Sport, Sexualität oder anderen Themen umgehend. Dadurch können Patient*innen, die an der Wirkung der Therapie zweifeln, kompetent von den Vorteilen überzeugt und somit die Adhärenz gesteigert werden.
Egal jedoch, für welche Kanäle man sich schlussendlich entscheidet, Pharma muss sowohl HCPs als eben auch Patient*innen bei dieser noch ungewohnten Therapieform unterstützen und kommunikativ abholen.